DÜSSELDORF. Die Vorbehalte des Justizministeriums und der Werbekunden gefährdeten die langfristigen Interessen des Unternehmens, begründete Chefjustiziar David Drummond die Entscheidung. Auch Wettbewerber wie Microsoft hatten gegen die Vereinbarung protestiert.
Die beiden Konzerne hatten im Juni vereinbart, dass Google einen Teil der Anzeigenvermarktung Yahoos übernimmt. Dabei ging es um Werbung, die neben den Treffern der Internet-Suchmaschine Yahoos eingeblendet wird. In diesem Markt ist Google mit Abstand die Nummer eins und erzielt deutliche höhere Preise pro Einblendung.
Yahoo, die Nummer zwei des Marktes, erhoffte sich dadurch einen Schub bei Umsatz und Gewinn. Konzern-Chef Jerry Yang bezifferte den zusätzlichen Gewinn auf 250 bis 450 Mio. Dollar pro Jahr. Auf dieses Geld muss er nun verzichten. In einer Pressemitteilung äußerte sich das Unternehmen entsprechend enttäuscht, dass sich Google lieber zurückziehe statt vor Gericht für die Zusammenarbeit zu kämpfen.
Yang steht bereits enorm unter Druck, weil das Unternehmen seit vielen Quartalen mit sinkenden Gewinnen kämpft. Zuletzt sackte der Nettogewinn um 64 Prozent auf 54,3 Mio. Dollar ab. Angesichts des schwachen Ergebnisses kündigte Yang an, zehn Prozent seiner Stellen abzubauen. Analysten sind dennoch skeptisch: „Der Markt glaubt nicht daran, dass Yahoo den Umschwung aus eigener Kraft schafft“, sagte Citigroup-Experte Mark Mahaney.
Google wird das Scheitern der Kooperation dagegen weit weniger belasten. Der Anteil des Konzerns am Suchmaschinenmarkt steigt kontinuierlich, zudem konnte die Abkühlung der Weltkonjunktur dem Unternehmen bisher wenig anhaben. Zwischen Juli und September konnte Google sein Nettoergebnis gegenüber dem Vorjahresquartal um 26 Prozent auf 1,35 Mrd. Dollar steigern. Der Umsatz legte sogar um 31 Prozent auf 5,54 Mrd. Dollar zu.
Dennoch könnte die Entscheidung für den Suchmaschinenkonzern Folgen haben: „Es ist das erste Mal, dass Google einen wichtigen Expansionsschritt zurücknimmt“, sagte Rebecca Arbogast, Analystin von Stifel Nicolaus & Co. Der Konzern sei dadurch zwar einer juristischen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen. Damit könne es aber nicht die Sorgen zerstreuen, dass die dominante Stellung Googles in Teilen des Online-Werbemarktes zu weiteren Auseinandersetzungen mit den Wettbewerbshütern führen werde. Die Google-Aktie verlor im frühen Handel gut zwei Prozent.
Einige Analysten erwarten jetzt, dass Yahoo versuchen wird, eine Übernahme des ebenfalls schwächelnden Konkurrenten AOL einzufädeln, der zum Medienkonzern Time Warner gehört. Diese Variante sei finanziell aber deutlich weniger attraktiv als die ursprünglichen Google-Pläne. Auch ein neues Angebot Microsofts scheint möglich. Der weltgrößte Software-Hersteller hatte im vergangenen Frühjahr 44,6 Mrd. Dollar oder 31 Dollar pro Aktie für Yahoo geboten, war aber nach monatelangem Übernahmekampf am zähen Widerstand des Managements gescheitert. Seither hat sich die Lage Yahoos weiter verschlechtert, an der Börse stürzte der Aktienkurs regelrecht ab. Heute ist das Yahoo-Papier nur noch knapp 14 Dollar wert. Wegen der Spekulationen um eine mögliche Microsoft-Offerte legte die Aktie des Unternehmens gestern aber um bis zu elf Prozent zu.
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